Die Arten der idiopathischen Skoliose
Die idiopathischen Skoliosen werden nach Alter des Auftretens in drei Varianten eingeteilt:
die frühkindlichen (0-2 Jahre), die kindlichen (2-10 Jahre) und die adoleszente Form (ab dem 10. Lebensjahr).
Die frühkindliche Skoliose ist typischerweise linkskonvex (linksausladend) an der oberen Brustwirbelsäule, die adoleszente Skoliose dagegen rechtskonvex am mittleren Abschnitt und die kindliche Variante ist weniger regelhaft.
Varianten
Warum gibt es im Kern nur zwei Arten der Skoliose?
Es gibt anatomisch und entwicklungsgeschichtlich nur zwei zentrale Gefäßbehinderungen, die eine Skoliose nach sich ziehen.
Zum einen ist es der obere Brustraum beim Säugling, der den Venenabfluss aus der Wirbelsäule im sogenannten Azygos-Winkel behindert (die frühkindliche Variante) und zum anderen führt die Kollision der Aorta mit den Verbindungsvenen vor der mittleren Brustwirbelsäule zur adoleszenten Variante durch Rückstau des Venenblutes.
Verlaufsformen
Die Skoliosevarianten der Kleinkinder und der Adoleszenten weisen unterschiedliche Verlaufsformen auf, die mit dem Wachstum des Brustraumes und der Gefäßreifung zusammen hängen.
Einen weiteren typischen Gefäßkonflikt im Brustraum gibt es nicht, daher ist die kindliche Skoliose im Grunde kein eigenständiges Krankheitsbild und neigt mehr der Skoliose von Säuglingen oder von Jugendlichen zu.
Bei der kindlichen Skoliose handelt es sich nicht um ein eigenständiges und abgrenzbares Krankheitsbild!
Verschleppte Fälle
Die Skoliose im Kindesalter speist sich überwiegend aus "verschleppten" Fällen der frühkindlichen Form!
Auch mischen sich weitere komplexe Fälle darunter, die weiter abgeklärt werden müssen. In vielen Fällen liegen bei Kindern auch Herzfehler zugrunde, beispielsweise der Herzklappen (Klappeninsuffizienz ...), der Herztrennwände oder der zu- und abführenden Gefäße am Herzen (Isthmusstenose, Transposition der Lungenvenen ...)
Solche Fälle gehen auch oft mit einer auffälligen Rundrückenbildung an der Brustwirbelsäule einher, welche für die Skoliose der Adoleszenten gerade nicht typisch ist.
Ursachenabklärung
Auch die nach links ausladenden Skoliosen der Brustwirbelsäule sollten immer ohne weitere Verzögerung eine Abklärung nach sich ziehen. In einer Vielzahl der Fälle lässt sich eine Ursache finden und vielfach auch beheben. Entfällt der zur Skoliose führende biologische Mechanismus, kann man die Verbiegung aufhalten oder sogar gänzlich rückgängig machen.
Diese Chance darf man sich nicht entgehen lassen!
Früherkennung
Skoliosen im Kindesalter und alle linkskonvexen Skoliosen sollten unbedingt einer weiteren Abklärung zugeführt werden. Bereits ab dem achten Lebensjahr beginnt die Entwicklung der adoleszenten Skoliose mit einem Flachrücken, welcher der Wirbelsäulenverbiegung regelmäßig voraus geht.
Auch dagegen kann und muss man etwas tun!
Betroffene
Isabella Rosellini ist eine italienische-US-amerikanische Schauspielerin, Jahrgang 52
Als Kind hat sie gelitten. Als Frau wurde sie zum Schönheitsideal.
Sie war elf Jahre alt, als ein Arzt Skoliose bei ihr diagnostizierte: "Eine fortschreitende Verkümmerung der Wirbelsäule bis zur totalen Verkrüppelung". Aufgrund dieser Diagnose wurde sie über zwei Jahre lang immer wieder auf eine Streckbank gespannt!
Fazit
Die übliche Einteilung der idiopathischen Skoliosen nach dem Alter der Erstmanifestation ist naheliegend, inhaltlich aber nicht befriedigend, da die kindliche Variante keine typische Manifestation vergleichbar zu den frühkindlichen oder adoleszenten Varianten bildet.
Die Skoliosen der Kinder zwischen zwei und acht Jahren sind Mischformen und verdienen, gerade wenn es sich um Linksskoliosen handelt, eine weitere Abklärung.
Mein Buch ist das Ergebnis jahrerlanger Skolioseforschung. Werde zum Experten für deine Wirbelsäule.